Zum
Abschluß der New York City Tour wollen wir einen Blick werfen
auf die vielfältigen Möglichkeiten, „New York
Citys grünsten Stadtteil“ zu genießen. Von Brooklyn
gelangt man dorthin über die Verranzano Narrows Bridge, die
längste Hängebrücke in Nord Amerika mit 1298m (4,260
feet) zwischen den Pfeilern, und 4176m (13,700 feet) über
alles. Weil die Brücke so lang ist, mußten die Erbauer
die Erdkrümmung mit einrechnen.
Gelegentlich wird die Brücke aber auch mit gemischten Gefühlen
gesehen. Es heißt, daß Staten Island nicht mehr dasselbe
wie vorher ist, als alle Spuren der Brücke im Jahre 1964
für den Verkehr freigegeben wurden. Der Historiker von Staten
Island Richard Dickinson sagt:
“Verkehrsstaus, und die Überbebauung Staten Islands,
all diese Dinge wurden von der Brücke verursacht. Es mag
noch einige andere Teufel geben, auf die wir hinweisen können,
aber die Brücke scheint der schlimmste von allen zu sein.“
Tatsächlich verschwindet der Vorstadtcharakter der Insel
immer mehr und die Bezirke verstädtern. Mit der Brücke
setzte eine massive Bautätigkeit und ein Bevölkerungszuzug
ein, der bis heute anhält, so daß die Einwohnerzahl
um 30% auf heute 440.000 stieg.
Die Leute zitieren gerne jenen britischen Offizier, der 1776 folgendes
über Staten Island schrieb: “Dieses Land ist ganz sicher
das Paradies auf Erden ...“. Euphorisch wird die Insellandschaft
immer wieder wegen seiner Wälder, Wasser- und Feuchtlandschaften
gerühmt, die einer reichen Tier und Vogelwelt ein zu Hause
bieten. So war es ein großes Erlebnis, als dank der 1972
erlassenen Clean Water Act, im Jahre 1974 erstmalig wieder nach
Staten Island zurückgekehrte Watvögel beobachtet wurden.
Bis 1994 war diese Population auf 13.000 Watvögel angewachsen
und es waren auch die bis dahin hier nicht beobachteten neuen
Vogelarten Ibis, Reiher und Silberreiher dabei.
Stolz ist der Stadtteil auch auf seine Parks. Trotz des Baubooms
ist es gelungen 20 % der jetzigen Parkfläche seit 1990 hinzuzugewinnen.
Mehr als 54 Millionen Dollar des Haushaltes wurden ausgegeben,
um das Parksystem zu erweitern. Insbesondere ist Southbeach nach
einem ehrgeizigen Rekultivierungsprogramm wieder erstanden.
Henry Hudson, der unter holländischer Flagge fahrende englische
Entdecker kam 1609 in die New York Bay. Er nannte die Insel Staten
Eyelandt zu Ehren des niederländischen Parlaments, dem Staaten.
1683 wurde die Insel in Richmond County umbenannt und erst 1975
der Stadtteil Borough of Richmond wieder offiziell seinen ursprünglichen
Namen Borough of Staten Island. Die Bürger der Insel haben
aber immer noch einen starken Hang zur Unabhängigkeit. So
kommt es nicht von ungefähr, daß erst vor wenigen Jahren,
nämlich 1993, 65 % einen Gesetzentwurf befürwortet haben,
der eine unabhängige „City of Staten Island“
zum Thema hatte. Der Entwurf wurde allerdings von der Regierung
des Staates New York verworfen.
Der Stadtteil hat seinen besonderen Charakter. Viele altehrwürdige
Stadtgebiete lohnen einen Besuch ganz besonders. Die hügeligen
Straßen des Bezirks Hamilton Park sind gesäumt mit
reich verzierten viktorianischen Villen und schindelgedeckten
Häusern aus der Zeit des Bürgerkrieges.
Historic Richmond Town ist eine wiederbelebte historische Stätte
von 27 Gebäuden aus der Zeit der englischen Kolonialzeit.
Schauspieler stellen Szenen aus dem alltäglichen Kolonialleben
nach. Werkzeug und Gerät aus dem Besitz der Staten Island
Historical Society werden in mehreren Gebäuden gezeigt, dabei
ist auch das Büro des früheren County Sekretärs,
das heute ein Museum ist.
Bei einem Besuch in Staten Island sollte auch das Fort Wadsworthl,
direkt gegenüber der Verranzano Brücke, im Programm
nicht fehlen, eine der ältesten militärischen Einrichtungen
in den Vereinigten Staaten, die nunmehr zum Nationalpark erhoben
wurde. In dem erst vor kurzem eingerichteten Visitor Center werden
Hintergrundinformationen über die Geschichte des Forts und
seine strategische Stellung für die Verteidigung des New
Yorker Hafens vermittelt. Selbstgeführte und auch von Rangern
geführte Touren werden angeboten.
Staten Island hat auch eine Reihe interessanter Museen wie das
Jacques Marchais Museum of Tibetan Art, eines von nur zwei Klostergebäuden
im Himalaja Stil in der westlichen Welt und natürlich das
einzige in Amerika; das Alice Austen House, ein kleines Haus aus
dem 18. Jahrhundert, das einst der frühen Dokumentarfotografin
Alice Austen (1866-1952) gehörte und jetzt ein Museum ist,
in dem ihre Werke und das Mobiliar aus jener Zeit gezeigt werden;
das Garibaldi-Meucci Museum, in dem einst Antonio Meucci, der
wesentlich an der Erfindung des Telefons beteiligt war und Giuseppe
Garibaldi der große italienische Freiheitsheld wohnten,
zeigt Räume aus jener Zeit, historische Telefone, Modelle
und Dokumente.
Das Snug Harbor Cultural Center ist ein National Historic District
mit 28 historischen Gebäuden in einer Gartenlandschaft, sowie
ein Museumskomplex für darstellenden Künste. Eine besondere
Attraktion ist sicher auch das Astrophysical Observatory of the
College of Staten Island, das auch zu gewissen Zeiten der Öffentlichkeit
zugänglich ist.